Jahresrückblick 2021: Veränderung
Ich blicke auf die wohl entwicklungsreichste Zeit meines Lebens zurück, in der sich mehr verändert hat, als in den letzten 15 Jahren zusammen. In dieser Zeit bin ich mir näher gekommen, als ich es je war. Älterwerden ist ’ne tolle Sache!
Inhalt
Ich bin Fotografin
Was vor 1,5 Jahren als Gedanke begann, steht seit 1.1.2021 schwarz auf weiß in meiner Gewerbeanmeldung: Ich bin Fotografin.
Eigentlich muss ich noch weiter ausholen: Im Spätsommer 2019 fing an, mich mit meinen Finanzen zu beschäftigen. Mir wurde klar, dass ich nicht besonders gut umgehen konnte mit meinem Geld. Zwar hab ich keine nennenswerten Schulden gemacht (zählen 5000 Euro Schulden bei den Eltern?), aber ich hatte am Ende des Monats nie Geld übrig. Gespart hatte ich auch nichts. Noch nie. Das hab ich irgendwie nicht gelernt. Ich war also 44 Jahre alt und mein 45. Geburtstag rückte näher. Huch. Ich war doch gerade noch 30! Wie ich so darüber nachgedacht hab, wie schnell die letzten 15 Jahren vergangen waren, schoss mir ein anderer Gedanke durch den Kopf: Vor 15 Jahren war ich 30, ging ganz schön schnell rum die Zeit… IN 15 Jahren bin ich 60 — Und ich hatte noch NICHTS für meine Altersvorsorge gemacht. Das war immer so ein Gedanke: Naja, damit musste dich mal beschäftigen. Ich bin seit 2003 selbstständig als Archäologin und in die Rentenkasse hatte ich bisher fast nichts eingezahlt. Also von dieser Seite ist nichts zu erwarten.
Was Madame Moneypenny mit mir als Fotografin zu tun hat
Ich war – wie soll ich sagen – alarmiert! Zum Glück gibt es ja das Internet. Bisher habe ich eher danach gegoogelt, welcher Farbtyp ich so bin und welche Klamotten mir gut stehen. Nun hab ich also nach „Finanzen in den Griff kriegen“ gegoogelt und fand Madame Moneypenny.
Natascha Wegelin, die hinter diesem Unternehmen steht, hat sich auf die Fahnen geschrieben, Frauen vor der Altersarmut zu bewahren und endlich ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Ich bin in ihren Podcast und ihre Bücher ab- und eingetaucht. Morgens beim Joggen im Wald hatte ich jetzt statt Musik Natascha in den Ohren und mit Staunen gehört, dass sie ihr Geld an der Börse anlegt, sich seit über einem Jahr keine Klamotten gekauft hat (UNMÖGLICH!) und was der Unterschied zwischen einer Selbstständigen und einer Unternehmerin ist. Ich war total angefixt und habe angefangen zu rechnen. Bestimmt drei Monate habe ich gerechnet: wie viel Geld hab ich eigentlich zur Verfügung, wie viel brauche ich unbedingt, wie viel könnte ich sparen, wie viel brauche ich im Alter – und wie viel müsste ich dafür jetzt zurücklegen… Diese letzte Zahl hat mich vom Hocker gerissen: ca. 1000 Euro monatlich für die nächsten 20 Jahre. Wie soll das gehen?
Natascha empfiehlt, zuerst die Schulden abzubauen, dann einen Notgroschen aufbauen und dann Geld in ETFs zu investieren, das man jetzt nicht braucht.
Zuerst hab ich das mit den Klamotten versucht. Mal einen Monat keine kaufen. Ging. Dann noch einen Monat. Prima. Ab Monat drei war das Gefühl, Geld auf dem Konto zu behalten, genauso toll, wie der Kick, sich ein neues Teil gekauft zu haben. Ich habe es über ein Jahr durchgehalten.
Das Geld hab ich aber wieder ausgegeben. Diesmal für Wissen: Ich habe von Natascha einen Online-Kurs gekauft, in dem ich gelernt habe, wie man ein Haushaltsbuch führt, ein Depot eröffnet und sich die richtigen ETFs raussucht. Ziel: noch vor meinem 45. Geburtstag wollte ich meinen ersten Mini-Sparplan laufen haben.
Ich fand eine Vision
Woher nun also zusätzliches Einkommen kriegen? Ich habe mit meinem Partner die Gehälter neu verhandelt. Reichte immer noch nicht. Zumal ich mir einen Notgroschen aufbauen wollte. Natascha empfiehlt einen Notgroschen von ca. drei Monatsgehältern. Das machte ich aber nicht sicher genug. Ich brauche mehr Sicherheit.
Je mehr ich darüber nachdachte, umso deutlicher wurde es: Durch die starke Verquickung meiner privaten und beruflichen Situation befand ich mich in einer starken Abhängigkeit.
Unabhängigkeit. Welch süßes Wort. Es wurde zu meiner großen Vision: ein unabhängiges, selbstbestimmtes Leben, auch im Alter.
Und so trat ich die Hälfte eines Grundstücks wieder ab, das ich vor 5 Jahren mit erworben hatte, und ließ mich auszahlen. Das ist mein Notgroschen, von dem ich ca. 1,5 Jahre leben kann, ohne Einkommen. Unbeschreibliches Gefühl. Gelassenheit, Sicherheit, Unabhängigkeit.
Warum habe ich mich für Fotografie entschieden?
So, Schulden waren abgebaut, Notgroschen aufgebaut, Depot eröffnet, Sparplan lief mit Minirate. Das Gehalt wird nun am ANFANG des Monats auf verschiedene Konten verteilt, sodass Bildung, Versicherungen und Urlaub kein Problem mehr sind.
Nächster Schritt: Zusätzlich Geld verdienen, um eine Altersvorsorge aufzubauen.
Ich habe lange überlegt, was ich machen könnte, was neben meinem Hauptjob als Archäologin funktioniert, womit ich aber völlig unabhängig von anderen Menschen bin.
Gartenarbeit liegt mir sehr und wir haben einen wunderschönen Garten erschaffen, der uns im Sommer mit Gemüse versorgt und von März bis November blüht. Aber wenn man versucht, mit einem Garten Geld zu verdienen, ist man nicht unabhängig. Da spielt Wetter eine Rolle und der Ort, an dem der Garten ist.
Da ich so gern Websites baue, dachte ich auch mal daran, mit Nischenwebsites und Affiliate-Links passives Einkommen zu generieren. Aber diese Seiten sind so dröge, man braucht auch richtig viele und überhaupt, das erschien mir nicht machbar.
Auf die Idee, mit meinen Fotos Geld zu verdienen, bin ich lange nicht gekommen. Ich war der Meinung, damit könne man kein Geld verdienen. Schon gar nicht, wenn man das nicht gelernt hat.
Seit Ende der 90er Jahre fotografiere ich schon, seit ich meine erste Spiegelreflexkamera hatte. Archäologen müssen einfach alles fotografieren. Seit Jahren habe ich auch Menschen fotografiert und war immer beglückt über ihre Reaktionen auf meine Fotos. Aber dass jemand Geld dafür ausgeben würde, dass ich sie fotografiere, daran hab ich nicht geglaubt. Dass das ein negativer Glaubenssatz ist, wusste ich damals nicht. Ich wusste nicht mal, dass es sowas gibt, wie Glaubenssätze. Ich dachte immer: Es ist so. Das bleibt so.
Aber es schien mir doch so verlockend, einfach mit meiner Kamera loszuziehen und es zu probieren. Was hatte ich schon zu verlieren? Im Sommer 2020 stand mein Entschluss fest: Ich mache mich nebenberuflich selbständig als Fotografin. Porträtfotografin für Frauen. Frauen, die wie ich nicht mehr taufrisch sind und mit beiden Beinen fest im Leben stehen. Dass es Unternehmerinnen und Selbständige sein werden, hat sich im Laufe des Jahres erst so entwickelt und ich bin so glücklich darüber. Weiterer negativer Glaubenssatz: Wenn ich keine klassische Businessfotografin bin, kann ich keine Business-Fotos machen. Ich hatte nicht erwartet, dass genau das etwas Besonderes ist, das eben nicht jede Fotografin macht. Mein Alleinstellungsmerkmal. Meine natürlichen Porträts im Business zu verwenden, ist etwas, womit sich auch meine Kundinnen von ihren Mitbewerberinnen abheben.
Meine Lernkurve so steil, steiler geht’s kaum!
Ich wollte lernen. Mehr über Fotografie lernen und über Bildbearbeitung und über Porträts. Dass ich erstmal noch sowas wie einen zweiten (äh dritten) Beruf lernen werde, wusste ich im Sommer 2020 noch nicht. Marketing …
Zuerst musste ja eine schöne Website her. Hab viel gelesen über Marketing und wie man Website-Texte schreibt. Ich dachte immer, da muss ich ganz besonders gut schreiben. Dass ich einfach so schreiben darf, wie mir der Schnabel gewachsen ist, habe ich von Marike Frick gelernt. Im September habe ich ganz wagemutig ihr Halbjahres-Programm Populär! gebucht, das mir versprach, dass ich am Ende eine tolle Website hab, die so funktioniert, dass eine Besucherin meiner Seite auch weiß, was sie bei mir bekommt und mich dann vielleicht auch bucht. Was nützt mir das tollste Angebot, wenn keiner davon weiß?
Seit September 2020 brütete ich also mit über 100 anderen Teilnehmern aus dem D-A-CH-Raum über meiner Website, die ich mir Stück für Stück aus der Hüfte schnitt. Ich habe so unglaublich viel gelernt über den Aufbau von Websites, über Design, über SEO, über Positionierung, dabei wollte ich doch „nur“ fotografieren… Dieses Wissen nützt mir heute enorm, wenn ich Frauen für ihren Online-Auftritt fotografiere.
Dieses großartige Programm, Marike und ihr Team und auch diese einzigartige Community, die sich aus den Teilnehmern dieses Programms zusammenfand, ermöglichte mir, dass ich im Februar endlich auf den VERÖFFENTLICHEN-Button drückte. Ja, auch Marikes Deadline … Endlich war meine Website online, obwohl ich noch gar nicht fertig war. Aber ich hatte endlich wieder Zeit für anderes!
Jetzt, ein Jahr später habe ich mal geguckt, ob Marike recht hatte. Wir haben in ihrem Programm einen Blogartikel geschrieben, mit dem wir bei Google auf Seite 1 gefunden werden wollen. Ich schrieb also meinen allerersten Blogartikel: Du bist unfotogen? Das solltest du wissen.
Er steht jetzt tatsächlich auf Platz 1 für das Keyword „unfotogen“.
Mein Einstieg ins Online-Business
Zum 1.1.2021 hatte ich also mein Gewerbe angemeldet. Ich bin nun Fotografin. Steht da so! Die Handwerkskammer weiß auch davon und die Berufsgenossenschaft auch.
Als Fotografin arbeitet man ja eher von Angesicht zu Angesicht. 1:1 sozusagen. Zeit gegen Geld. Mein Ziel ist es, auch online zu arbeiten und mein Einkommen zu skalieren.
Im November 2020 habe ich an einem Bootcamp von Tanja Lenke teilgenommen. Mit ihrem Unternehmen She Preneur hilft sie Frauen, ein leichtes und selbstbestimmtes Onlinebusiness aufzubauen. Das Bootcamp hatte zum Ziel, in 5 Tagen ein Angebot zu entwickeln, das online durchgeführt werden kann. Was sollte das sein, in meiner Branche? Dabei war es so einfach: Ich zeige anderen Frauen, wie sie sich selbst fotografieren können. Seit Jahren fotografiere ich mich selbst, weil einfach keiner da ist, der mich so fotografiert, dass ich mir gefalle. Ich war so begeistert von Tanjas unaufgeregter Art, dass ich gleich ihr Jahresprogramm, die Academy gebucht habe. Ich hatte ja nun Geld für Bildung übrig, weil ich es monatlich eingeplant hatte.
Diese beiden Programme von Marike und von Tanja haben mich so unglaublich viel weiter gebracht. Ich hatte Geld (und nicht gerade wenig) ausgegeben, bevor ich einen Cent mit der Fotografie verdient hatte. Geld in mich und meine Bildung zu investieren, war eine ganz neue Erfahrung und ich möchte sie an jede da draußen weiter geben: In sich und seine Bildung zu investieren, ist das beste, was man tun kann! Alles andere kommt von allein zurück!
Mit Tanja habe ich im 1. Quartal 2021 einen sogenannten Beta-Kurs durchgeführt. Mein Thema: Endlich fotogen! Es war ein Kurs über 4 Wochen, den ich live vor 10 Teilnehmerinnen gehalten habe. Ich habe den ihnen erklärt, wie sie auf Fotos besser aussehen können.
Die Teilnahme war kostenlos, dafür habe ich Feedback bekommen.
Ich war noch nie in meinem Leben so weit außerhalb meiner Komfortzone, wie im Februar und März dieses Jahres. Einerseits war ich tagsüber auf einer Grabung in Perleberg (morgens 2 Stunden hin und abends 2 Stunden zurück). Andererseits musste ich Inhalte entwickeln, Präsentations-Folien gestalten, mich mit Zoom und Facebookgruppen und anderer neuer Technik beschäftigen… Und live sprechen. Einen Vortag halten… Oh Gott, war ich aufgeregt. Und es war sooooo schön! Zu merken, dass Wissen, das ich für selbstverständlich halte, für andere neu und hilfreich ist und das wohlwollende Feedback meiner Teilnehmerinnen haben mich durch die Wochen schweben lassen.
Im 2. Quartal stand die nächste Herausforderung auf der Agenda: Einen Online-Kurs erstellen. Ein Produkt, das ich online verkaufen kann. Auch durch die Fragen meiner Teilnehmerinnen vom Beta-Kurs habe ich nun meine Idee vom Winter umgesetzt: das fotografische Selbstporträt. Sich selbst fotografieren zu können, erleichtert das Online-Marketing immens: Man muss nicht ständig eine Fotografin buchen.
Wieder gab es Deadlines und jede Menge neue Technik beherrschen. Doch ich habe es geschafft: Mein erster Onlineselbstlernkurs: Endlich schöne Selfies! ist seit April auf dem Markt!
Facebook wird mein Freund
So. und wie erfährt nun die Welt davon? Sichtbar zu werden, war eine der größten Herausforderungen des vergangenen Jahres. Hatte ich mir doch vor vielen Jahren geschworen: Facebook erfährt nüscht von mir, aber auch jarnüscht!
Das ist sehr kontraproduktiv, wenn man sichtbar werden will im Internet. Mich zu zeigen, Werbung für mich und meinen Kurs zu machen war soo unglaublich schwer. Lieber hab ich Werbung für meine Mitstreiterinnen gemacht.
Seit Anfang des Jahres war ich nämlich nicht mehr allein. Eine von Tanjas Aufgaben war es, sich untereinander zu vernetzen. Einen Zoom-Call mit völlig fremden Personen!!! Echt jetzt? Reicht nicht chatten? Nee. Reicht nicht. Und es ist sooo toll! So fand ich meine feine kleine Mastermind-Gruppe: Drei Frauen aus Berlin und ick.
Das sind Kerstin Salvador – Lektorin, Janine Matthees – Texterin und Mira Burgund – Fotografin. Zwei mit Wörtern, zwei mit Bildern. Wir haben uns wöchentlich in Zoom-Calls getroffen und uns über unsere Ziele, Hürden und Erfolge ausgetauscht. Ich hatte festgestellt, dass das normale, private Umfeld nur bedingt verständnisvoll reagiert, wenn man ständig mit Begriffen um sich schmeißt, die aus dem Online-Business stammen. Jetzt hatte ich Gleichgesinnte gefunden, die ganz ähnliche Dinge wie ich machen. Und was auch außerordentlich toll ist: Ich bewege mich einer Bubble, in der es keine Konkurrentinnen, sondern nur Mitbewerberinnen gibt. Mira und ich können uns vortrefflich über unsere Arbeit austauschen und haben keine Sorge, die andere schaut sich was ab. Jede von uns ist anders, jede hat ihre Kundinnen. Ich habe sie sogar bei einem Shooting besucht, als sie von Kerstin Fotos für ihre Website in ihrem Studio gemacht hat. Das ist soo wohltuend. Ich fühle mich nicht mehr allein. Seit ein paar Wochen ist Elly Fiege dabei, Miss Fairnance. Ihr Thema sind Finanzen für Frauen – und du weißt schon, wie wichtig ich dieses Thema finde.
„Meine Mädels“ hatte ich dann auch schnell vor der Linse und so hatte ich Bildmaterial, um für ihre Kurse zu werben und dabei auch meine Arbeit zu zeigen.
Um auch auf Social Media präsenter zu werden, hat mir Marlis Schorcht sehr geholfen. Ich habe ihren Content-Create-Kurs im Frühjahr mitgemacht und für mich eine sehr stimmige Strategie gefunden, auf Facebook und Instagram Inhalte zu teilen. Bin da zwar nicht immer fleißig, aber immerhin, ein Anfang ist gemacht.
Ich werde Expertin
Ich war gleich zweimal als Speakerin auf Online-Kongressen eingeladen. Wow! Ich als Expertin! Man denkt ja immer, das was man weiß, weiß doch jede andere auch. Ist doch nichts Besonderes!
Die MASOMECO-Summit von Britta Just und Susanne Jestel richtet sich an Anfänger im Online-Business und ich durfte darüber sprechen, wie man ein einfaches Fotokonzept erstellt, den richtigen Fotografen findet und sich gut auf ein Shooting vorbereitet.
Und auf der Love.Life.Create-Summit von Marianne Körner und Brigitte Kühr ging es darum, wie man Dinge selbst machen kann. Hier durfte ich zu meinem Lieblingsthema Selfies sprechen.
Ich habe Masterclasses zu diesen Themen gehalten, unter anderem in der Community der Shes, in der Akademie von Sabine Walters und im diesjährigen Programm Populär! von Marike Frick.
Ich traue mich sowas. Hätteste mich das vor ’nem Jahr gefragt, hätte ich dankend abgewunken und keinen Ton rausbekommen.
Meine ersten Shootings
Die Erste, die ich fotografiert habe, sozusagen als Fotografin, war Kerstin, mein Business-Buddy. Wir haben uns im Januar getroffen und ich war so aufgeregt. Hab ich mir aber nicht anmerken lassen.
Die Fotos, die dabei rausgekommen sind, sind wirklich schön. Aber … Ich habe – wie bei jedem Shooting- etwas Entscheidendes gelernt: Das Wichtigste bei einem Shooting ist, dass sich die Frau vor meiner Kamera wohlfühlt. Nicht nur mit mir, sondern auch grundsätzlich.
Kerstin war damals in einer schwierigen Zeit, hatte wenig geschlafen und war gezeichnet von einer Migräneattacke am Tag vorher. So toll die Fotos für Außenstehende sind: Sie selbst hat immer die gestresste Kerstin gesehen. Sie hat sich an das Gefühl erinnert, als ich sie fotografiert habe. Deshalb hat sie sich selbst auf den Fotos lange nicht gemocht und konnte nicht diese schöne, leise, immer wertschätzende Frau sehen. Aber es ist die Emotion, die sie gespürt hat. Das hatte nichts mit ihrem Aussehen zu tun.
Heute würde ich ein Shooting verschieben, wenn sich die Frau, die sich meiner Kamera stellen möchte, nicht gesund und kraftvoll fühlt.
Ein Shooting, was mich nachhaltig beeinflusst hat, war mit Sylvia Pietzko. Wir kennen uns aus unserem Netzwerk und sie wohnt nicht weit von mir. Also trafen wir uns eines Nachmittags im Sommer hinter dem Reitstall, wo sie eine Reitbeteiligung hat. Ich hab nur zu ihr gesagt, zieh was Hübsches an, ich bring die Kamera mit. Und dann sind wir zwei Stunden durch Wald und Wiesen gelaufen, haben uns über unsere Arbeit, Pläne und Projekte unterhalten und ab und zu dazwischen Fotos gemacht. Sylvia war die erste Frau, die diese total business-untypischen Fotos sofort auf ihrer Website und ihren Social-Media-Kanälen eingesetzt hat. Das Feedback ihrer Freunde und Business-Kontakte war darauf so umwerfend, dass sie begann, ihr gesamtes Konzept zu überdenken und umzustricken. Sie traut sich jetzt, sie selbst zu sein. Haare müssen nicht immer gestylt sein, es tut auch die Lederjacke – statt des Blazers. Sylvia hebt sich mit diesen Fotos von ihren Mitbewerbern im Coachingbereich absolut ab.
Mir war schon klar, dass unsere Persönlichkeit unser Alleinstellungsmerkmal ist, da es jedes Business schon gibt. Aber was hier deutlich wurde: wie wichtig authentische Bilder gerade im Business-Kontext sind. Wenn du nicht der Blazer-Typ bist, dich aber darin fotografieren lässt, spielst du eine Rolle und ziehst Kunden an, die nicht zu dir passen.
Seitdem weiß ich, dass ich Selbständige und Unternehmerinnen fotografieren werde, weil sie so ablichten kann, wie sie wirklich sind und weil sie genau solche Fotos für einen authentischen Webauftritt brauchen.
Die Komfortzone dehnt sich weiter
Ursprünglich dachte ich, mein Aktionsradius beschränkt sich auf Berlin/Brandenburg. Aber plötzlich bekam ich Anfragen von Frauen, die nicht in Brandenburg wohnten.
Ich muss dazu sagen, besonders reiselustig war ich nie. Nun meine gewohnte, sichere Umgebung zu verlassen, war nicht leicht. Auto fahre ich sehr gerne, das stört mich nicht. Aber in fremden Städten und fremden Hotels einzuchecken, ist nichts, worin ich souverän bin. Das erste Hotel, in dem mich Nicole Werner damals unterbrachte, war das Park-Hotel in Pforzheim. Bin doch eher der AirBnB-Typ… Auf dem Weg dahin hatte ich auch noch meinen Seitenspiegel verloren. Die Fahrt war super anstrengend, ich fühlte mich unsicher… Zwei Shootings hatte ich schon hinter mir und mein Energielevel war richtig runter. Ein bisschen aufgelöst saß ich abends im Hotelbett und hab mich gefragt, was ich hier tu und ob ich jetzt meine Mutter anrufen soll, damit sie mich abholt. Hab ich verworfen und tief Luft geholt.
Wenn ich’s mal von der anderen Seite betrachtete, war es doch sehr bemerkenswert, dass ich jetzt nicht in Brandenburg in meinem Dorf bin, sondern im besten Hotel der Stadt Pforzheim. Wer hätte das gedacht! Im Bad fand ich wohlriechendes Duschbad und weiche Handtücher und eine ordentlich heiße Dusche. Das Duschbad hab ich mitgenommen. Es riecht – wie soll ich sagen – luxuriös. Ich hab mir sogar eine Flasche nachgekauft (ist sauteuer!) und immer wenn ich jetzt in fremden Städten und in fremden Hotels übernachte, benutze ich genau dieses Duschbad. Es erinnert mich immer an meine erste Nacht außerhalb meiner Komfortzone. Ich genieße es, zu spüren, wie sich diese Komfortzone dehnt.
In der Hotellobby des Park-Hotels entstanden dann diese Fotos von einer bemerkenswerten Frau.
Ich bin nicht mehr allein
Nicole gehört wie auch Sylvia zu dieser schon erwähnten Community, wir haben uns im Kurs von Marike Frick kennengelernt. Wir nennen uns BCE. Best-Community-Ever.
Ohne dieses Netzwerk hätte ich nicht so viel gelernt! Nicht nur, dass wir uns in dieser Gruppe in allen Bereichen des Online-Business gegenseitig unterstützen, ohne dafür Gegenleistungen zu erwarten. Ich durfte auch schon einige dieser tollen Frauen fotografieren. Im September haben wir uns sogar offline mit einem kleinen Teil dieser Gruppe in Lampertheim getroffen. Was soll ich sagen, war wie Klassentreffen. Ich bin so glücklich, dass das Internet ermöglicht, in Brandenburg in einem kleinen Dorf zu leben und so tolle Menschen kennenzulernen, die nicht zwangsläufig um die Ecke wohnen.
Ich habe mein Warum gefunden
Ich durfte dieses Jahr 47 Frauen fotografieren. 47 Frauen, die glücklich über ihre Fotos waren und sind. Fotos, die sie gern zeigen, die sie für ihren Webauftritt nutzen, auf denen sie sich gefallen, sich erkennen und mögen. Frauen, die keinem Schönheitsideal entsprechen oder Model von Beruf sind.
Witzigerweise habe ich über das Jahr vergessen, weshalb ich eigentlich gestartet bin. Ich wollte Geld verdienen. Aber ich habe mein „Warum“ gefunden: Frauen in die Sichtbarkeit zu bringen und mit meinen Fotos ihr Selbstvertrauen zu stärken.
Dieser Moment, wenn sie ihre Fotos sehen und sich gefallen, ist für mich das Schönste an diesem Beruf. Weil ich sie genauso sehe, wie ich auf den Fotos eingefangen habe. Wenn die Frauen dann endlich aufhören, sich hinter ihrem Logo oder Stockfotos zu verstecken und selbstbewusst auftreten, das ist für mich so viel mehr wert als Geld!
Die Bewertungen und Feedbacks, die ich bekomme, hauen mich jedes Mal vom Hocker. Und es sind nicht nur die Fotos, die ich von den Frauen mache. Das Wichtigste, was ich ihnen gebe, ist der Raum in einer geschützten und vertrauensvollen Atmosphäre. Die Frauen, die ich fotografiere, fühlen sich von mir gesehen und sie erkennen sich auf den Fotos. Das bekomme ich immer wieder gesagt und es berührt mich sehr! Das ist nichts, was ich künstlich erzeuge. Ich darf einfach so sein, wie ich eben bin und das reicht. So viel Dankbarkeit und Wertschätzung für etwas zu bekommen, das ich mit Leichtigkeit kann und so sehr liebe! Unbezahlbar!
Hat es funktioniert?
Aber ja, Geld hab ich auch verdient. Tanja hatte von uns verlangt, dass wir uns klare, messbare Ziele setzten. Auch monetäre. Was sollte ich denn da aufschreiben? Ich hatte ja letztes Jahr im Dezember keine Ahnung, ob ich überhaupt jemanden finde, die sich gegen Geld von mir fotografieren lässt. Mein Angebot habe ich so gestrickt, dass ich mir sicher sein kann, dass wir einen schönen, entspannten Tag mit der Kamera haben. Ohne Zeitdruck und Stress. Dafür hatte ich einen Stundenlohn ausgerechnet und in Pakete umgewandelt. Klang erstmal nach ganz schön viel Geld, was ich da haben will für einen ganzen Tag Shooting plus Anreise. Aber ich mache ca. 1000-1500 Fotos an so einem Tag und bearbeite die Fotos ja auch im Nachhinein. Auch wenn noch 400 Fotos übrigbleiben, das ist schon auch zeitlicher Aufwand.
Also habe ich da einfach eine Zahl reingeschrieben. Mein Ziel war es, dass ich das Geld, das ich im Vorfeld für Lernen und Bildung ausgegeben hatte, wieder rein bekomme. Hat funktioniert. Genial. Ziemlich exakt auf den Euro genau. Das ist so gespenstisch, dass meine Zahl fürs nächste Jahr utopisch sein wird! (Ich werde berichten.)
Mittlerweile empfinde ich es nicht mehr als anrüchig, Geld für meine Arbeit zu nehmen. Anfangs hatte ich das Gefühl, das steht mir nicht zu. Es ist doch nichts, wofür ich mich anstrengen muss. Ich bin ja auch noch nicht gut genug. Und es macht mir auch noch Spaß. Ich sehe das jetzt anders: Ich gebe den Frauen etwas sehr Wertvolles dafür.
Ich bin ja auch noch Archäologin
Dieser Beruf, den ich seit 25 Jahren ausübe, ermöglicht mir mein bisheriges Leben. Durch ihn muss ich mir keine Sorgen um meine Existenz machen. Es ist ein spannender Beruf, der jedoch einen entscheidenden Nachteil hat: Archäologen bekommen für ihre Arbeit keine Wertschätzung. Sie sind Störfaktor auf Baustellen. Es ist auch eine weitverbreitete Meinung: Archäologen halten die Baustellen auf. Dabei ist das in den wenigsten Fällen so, da wir immer Hand in Hand mit Baufirmen arbeiten und unsere Arbeit immer im Bauzeitenplan einkalkuliert ist. Aber irgendwie ist Archäologie nur im Fernsehen richtig toll. Wenn jemand von unserer Arbeit betroffen ist, wird es schnell unspannend. Es hat mich lange gegrämt, keine Anerkennung für meine Arbeit zu bekommen. Oft mussten wir uns rechtfertigen, warum das nötig ist, was wir tun. Mittlerweile habe ich meinen Frieden damit. Aber es ist ein großer Unterschied zu dem, was ich dieses Jahr mit meiner Fotografie erlebt habe.
Im Sommer haben wir ein Projekt in Perleberg nach 1,5 Jahren abgeschlossen. Das letzte noch unsanierte Stadtquartier bekam neue Straßenoberflächen. Mit jedem Regenrohr, das verlegt wurde, haben wir uns durch den St.-Nicolai-Kirchplatz gegraben und über hundert Bestattungen aus dem Mittelalter und die Fundamente der St.-Nicolai-Kirche ausgegraben. Eine Kirche, die von den heute Lebenden nie einer gesehen hat, denn sie ist im 18. Jh. wegen Baufälligkeit abgerissen worden. Nun, bei der Sanierung der Straßen, sind die Fundamente wieder aufgetaucht. Nach der Ausgrabung kommt noch jede Menge Schreibkram dazu. Unsere Aufzeichnungen vor Ort werden im Nachgang von uns digitalisiert.
Es war ein wirklich arbeitsreiches Jahr. Über Monate habe ich morgens um 6 das Haus verlassen und kam abends 18 Uhr zurück und hab mich noch hinter den Rechner geklemmt. In grabungsfreien Zeiten saß ich wochenlang von 8 Uhr bis 23 Uhr am Rechner, habe Fotos bearbeitet, gelernt, Content erstellt und archäologische Aufarbeitungen gemacht. Aber es hat sich gelohnt.
Fazit
Wenn ich das hier so aufschreibe, fühle ich so etwas wie Stolz.
Ich weiß, dass ich alles erreichen kann, was ich will.
Es gibt so ein schönes Zitat von Mark Twain, das mich beeindruckt und geleitet hat: „Wer nicht weiß, wohin er will, der darf sich nicht wundern, wenn er ganz woanders ankommt.„
Es ist erstaunlich, wozu man so in der Lage ist, wenn man etwas wirklich will. Ich will unabhängig sein. Ich will im Alter nicht arm sein. In kurzer Zeit habe ich es geschafft, ein zweites Standbein aufzubauen. Hätte mir das jemand vor 1,5 Jahren gesagt, ich hätte es nicht geglaubt.
Ich kann alles lernen! Das geht sogar noch mit Mitte 40.
Ich möchte jede, die das liest, ermutigen, sich ihrer Werte und Fähigkeiten bewusst zu werden, danach zu handeln und loszulegen, egal was andere sagen. Halte dich an Menschen, die dich beflügeln und ermuntern und nicht ausbremsen und klein machen! Mut kommt von Ermutigung!
Und ich empfinde große Dankbarkeit. Dass ich gesund bin, dass ich klar bin, dass ich mir vertrauen kann. Ich bin dankbar, dass ich so großartige und kluge Menschen um mich habe.
Danke an Kerstin, Irina und Bara. Ihr habt mein Leben so stark bereichert und mich mutig werden lassen und mir geholfen, der Mensch zu sein, der ich sein wollte. Danke an Gisa. Meine Mutter. Die immer an mich glaubt und mich so liebt, wie ich bin.
Danke an Thomas, an dessen Seite ich mich seit 20 Jahren durch Brandenburgs Böden grabe. Danke für die letzten 14 intensiven Jahre und das, was wir zusammen geschaffen haben.
Ich habe gelernt, dass sich alles fügt. Es gibt für alles eine Lösung, auch wenn man sie erstmal nicht sieht. Darauf zu vertrauen, gibt mir eine ganz große Sicherheit. Nächstes Jahr wird alles leicht.
Ausblick
Ich werde ab Januar 2022 meinen Sparplan erhöhen: auf 1250 Euro pro Monat. Für meine Altersvorsorge. Damit ich im Alter nicht arm bin. Damit ich nicht abhängig bin.
Ich werde mich von der Business-Mentorin Marlis Schorcht durchs nächste Jahr begleiten lassen und freue mich riesig darauf, Neues zu lernen.
Ich werde meinen Online-Kurs „Fotografisches Selbstporträt“ ausweiten und mit neuen Inhalten füttern, um Frauen beizubringen, wie sie sich selbst fotografieren können.
Ab 2022 wird es regelmäßig was von mir zu lesen geben.
Und ich werde großartige Frauen fotografieren und in die Sichtbarkeit begleiten. Vielleicht auch dich? Hast du Lust, mich kennenzulernen?